Vorträge vom 25.09.2025, Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke, ILK Dresden, und Dr. med. Giovanni-Battista Fucini, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Gesundheitstechnik steht heute im Spannungsfeld zwischen technischen Innovationen, gesellschaftlichen Anforderungen und medizinischen Erkenntnissen. Gesundheit, Wohlbefinden und die Folgen des Klimawandels rücken in den Mittelpunkt und erfordern gemeinsames Handeln: interdisziplinär, wissenschaftlich fundiert, praxis- und nutzendenorientiert. Die Vorträge bieten Gelegenheit, baulichen Gesundheitsschutz aus technischer und medizinischer Sicht zu reflektieren und zukunftsweisende Konzepte für gesunde, resiliente Gebäude zu erschließen. Die Veranstaltung richtet sich an Architekt:innen, TGA-Fachplanende, Ärzt:innen, Hygienefachpersonal sowie Verantwortliche aus Regelwerk, Gesundheitsbau und Verwaltung.
Vortrag 1 – Smart, nachhaltig, effizient – Gebäudetechnik im Wandel
Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke (ILK Dresden) analysiert die technischen und strukturellen Zielkonflikte eines überalterten Gebäudebestands unter den Anforderungen von Klimaneutralität, intelligenter Steuerung und Gesundheit der Nutzenden. Er fordert einen Perspektivwechsel: weg vom reinen Kostenfokus, hin zu gebäudetechnischen Lösungen, die Lebensqualität sichern und langfristig funktionieren. Anhand begrenzter Sanierungsraten, regulatorischer Defizite und neuer Gebäudetypkonzepte wird deutlich, dass smarte Technik im Betrieb funktionieren muss – sichtbar, zugänglich und nachvollziehbar. Zukunftsfähige Gebäude entstehen, wo Effizienz, Gesundheit und Nutzererlebnis gleichrangig berücksichtigt werden.
Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke ist Geschäftsführer des Instituts für Luft- und Kältetechnik gGmbH Dresden (ILK). Er lehrt Klimatechnik an der HTW Dresden, ist Herausgeber der Fachzeitschrift KI – Kälte · Luft · Klimatechnik (Hüthig Medien GmbH) und engagiert sich in der VDI-Richtlinienarbeit. Sein Schwerpunkt liegt auf energieeffizienter Raumlufttechnik und der Schnittstelle zwischen Forschung, Normung und Planungspraxis.
Vortrag 2 – Luftqualität und Hygiene: Innenraumluft als Faktor der Infektionsprävention
Dr. med. Giovanni-Battista Fucini (Charité Berlin) ordnet die Bedeutung der Innenraumluft für den Infektionsschutz medizinisch ein. Er verknüpft historische Erkenntnisse, moderne Lüftungskonzepte und epidemiologische Daten und verdeutlicht, warum der Fokus auf Aerosole, Luftwechselraten und technische Standards unverzichtbar ist. Lüftungssysteme erfüllen heute eine präventive Schutzfunktion – international empfohlene Luftmengen, Druckverhältnisse und Filtrationsstufen erfordern differenzierte, regelwerkskonforme Konzepte. Belüftung ist damit nicht allein technisches System, sondern integraler Bestandteil medizinischer Verantwortung im Gebäude.
Dr. med. Giovanni-Battista Fucini, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Er forscht zur baulichen Infektionsprävention insbesondere bei wasserassoziierten Erregern und ist in interdisziplinären Projekten zur Krankenhaushygiene tätig.